Kinderheim in Langa Kapstadt
Wie es dazu kam: Wir sind Eltern von zwei erwachsenen Kindern und inzwischen auch stolze Grosseltern von drei weiteren wunderbaren Kindern. Für uns schien die Familienplanung längst abgeschlossen. Wir fühlten uns vollständig und dankbar für das Leben, das wir führen durften.
Doch dann erlebten wir auf einer Township-Tour etwas, das uns tief berührte – und nicht mehr losließ: die vielen vernachlässigten Kinder, die ohne Liebe, Sicherheit und Geborgenheit aufwuchsen. Ihre Augen, ihr Schweigen, ihr Bedürfnis nach Nähe – all das blieb in uns.
Aus diesem Eindruck wurde ein Entschluss. Wir wollten nicht einfach wieder weiterleben, als hätten wir es nie gesehen. Also beschlossen wir, ein Kinderheim zu bauen. Für meine Frau und mich war es ein Tag voller Freude und Dankbarkeit, als wir die Türen öffnen durften!
Heute leben über 20 Kinder bei uns – zwischen einem und siebzehn Jahren alt. Und sie sind nicht einfach Bewohner eines Heims, sie sind „unsere“ Kinder geworden.
Andere Menschen kommen im Alter vielleicht „auf den Hund“. Wir eben auf Kinder. 😉
Anfangs waren viele von ihnen ängstlich, zurückhaltend, innerlich unruhig. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie erlebt haben. Doch heute? Heute ist das Haus erfüllt von Lachen, Fragen, Neugierde und einer unbändigen Lebenslust. Sie sind eine fröhliche, liebenswerte Bande, die täglich neu entdecken will, was die Welt zu bieten hat.
Diese grosse Veränderung in unserem Leben war nie geplant – und doch war sie das Beste, was uns je passieren konnte.
Besonders berührt hat mich ein Text, den eines unserer älteren Kinder (Ntombi) zum Vatertag geschrieben hat. Es nennt mich „Tamkhulu“, Grossvater.
„Alles Gute zum Vatertag, Tamkhulu! Wir lieben dich sehr und sind dir für immer dankbar für all die schönen gemeinsamen Erinnerungen und die Liebe, die du uns schenkst, indem du dich so sehr bemühst, uns ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an all das Gute denke und dir dafür dankbar bin. Du spielst die Rolle eines Vaters in unserem Leben – und das verändert alles. Ich glaube fest daran, dass das Universum dir eines Tages all das zurückgeben wird. In zehn Jahren sehe ich mich als jemand, der erfolgreich ist – dank deiner Liebe und Unterstützung. Ich verspreche dir: Ich werde dich stolz machen. Ich liebe dich. Frohen Vatertag!“
Diese Worte gehen tief. Sie zeigen uns, dass Liebe, Vertrauen und Hingabe wirklich einen Unterschied machen können – nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns selbst.
Unser Kinderheim IKHAYA LEKAMVA wurde am 20 September 2024 zusammen mit dem Bürgermeister von Kapstadt, Geordin Hill Lewis, offiziell eingeweiht!
Ein Film über unser Kinderheim:
in deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=UJANQ0tYXWE
english: https://www.youtube.com/watch?v=-5NYNb2Mq8I
Wie alles begann
Vor rund fünf Jahren nahm ich mit dem deutschen Tourguide Jo Weber an einer Township-Tour in Kapstadt teil. Vom District Six Museum aus fuhren wir nach Langa – dem ältesten Township der Stadt. Dort besuchten wir unter anderem das DOMPAS-Museum, eine Kinderkrippe, ein Heim und die sogenannte „Beverly Hills von Langa“, wo wohlhabendere Bewohner leben.
Der Besuch im Kinderheim mich nicht mehr los: Es war eine baufällige Hütte ohne Wasser, ohne Toiletten, mit einem Gaskocher und fünf Kajütenbetten für über 20 Kinder – viele von ihnen Waisen oder vernachlässigt. Ich wollte etwas ändern. Zudem viel mir auch, dass viele teilweise sehr vernachlässigte Kinder auf den Strassen rumlungerten. All dies war der Auslöser der Idee in Langa ein Kinderheim zu erstellen.
Der Weg zum eigenen Kinderhaus
Wir starteten eine Spendenaktion und sammelten bis Oktober 2023 fast 3 Mio Rand (ca. 150.000 Euro). Über ein Jahr lang suchte ich zusammen mit dem städtischen Property Management nach einem Bauplatz in Langa. Doch alle Grundstücke hatten Haken – illegal genutzt, zu klein oder ungeeignet.
Schliesslich bot eine Kirche uns ihr Gelände an. Die Stadt vermittelte, ein mündliches Einverständnis war gegeben. Doch als wir die schriftliche Vereinbarung zurückerhielten, forderte die Kirche plötzlich, dass wir zusätzlich ihre Gebäude sanieren und ein Mehrzweckhaus errichten sollten – das war der Tiefpunkt.
Wir entschieden uns um: Statt zu bauen, suchten wir ein bestehendes Haus. Zwei lokale Immobilienkenner halfen, und nach weiteren Monaten fanden wir ein geeignetes Objekt. Im Dezember 2023 wurde es auf uns überschrieben, im Februar/März 2024 renoviert und ausgebaut.
Der Rückschlag
Als wir die Betreiberin des ursprünglichen Heims über den Umzug informieren wollten, lehnte sie plötzlich ab – obwohl sie zuvor begeistert war. Auch Sozialarbeiterinnen, der „Kanzler“ von Langa und Vertreter*innen anderer Hilfsorganisationen wurden abgewiesen. Es stellte sich heraus: Das Heim diente offenbar weniger den Kindern als dem finanziellen Nutzen der Betreiberin und ihres Umfelds – Touristen zeigten sich oft spendenfreudig angesichts des Elends.
Wir erfuhren, dass das Heim nie offiziell registriert war. Sozialarbeiterinnen bestätigten, dass sie nun die Schliessung des alten Hauses veranlassen wollen – doch ob das wirklich geschieht, bleibt offen.
Ein neuer Anfang
Trotz allem machten wir weiter. Zusammen mit einheimischen Frauen gründeten wir ein neues, professionell geführtes Kinderhaus. Es ist offiziell registriert, wird von zwei qualifizierten Frauen geleitet – und arbeitet eng mit Sozialarbeiterinnen zusammen. Drei ehemalige Helferinnen des alten Heims, die dort weggemobbt wurden, gehören nun zum neuen Team. Insgesamt arbeiten heute acht Frauen für und im Haus.
Unser Haus soll Kindern, die uns von Behörden zugewiesen werden, ein sicheres Zuhause bieten – mit Betreuung, Wärme und Perspektive.
Unsere Truppe im Kinderheim IKHAYA LEKAMVA
Diese Menschen sind heute verantwortlich für das Wohlergehen der Kinder im Kinderheim:
Nokuthula Sikweza (Thuli) Hausmanager/Social Worker/Kinderbetreuung
Ncebakazi Mfokofi (Kofi) Hausmama/Kinderbetreuung
Dineo Lutshaba (Dineo) Nachtwache/Kinderbetreuung
Nomthandazo Ncaca (Thandi) Reinigung/Waschen/Kinderbetreuung
Phumeza Nomnga (Phumza) Nachtwache/Kinderbetreuung
Ndileka Ngambu Ikhaya Lekamva Manager/Social Worker/Kinderbetreuung
Nobonile Patronella Reinigung/Kinderbetreuuung
Nomtheto Ham Köchin
es fehlt Naniswa Balfour (Nani) Köchin
These people are now responsible for the welfare of the children in the children’s home:
english: How it all began
About three years ago, I took part in a township tour in Cape Town with German tour guide Jo Weber. From the District Six Museum, we drove to Langa – the oldest township in the city. There we visited the DOMPAS Museum, a nursery, a home and the so-called ‘Beverly Hills of Langa’, where wealthier residents live.
The visit to the children’s home stayed with me: it was a dilapidated hut with no water, no toilets, a gas cooker and five bunk beds for over 20 children – many of them orphans or neglected. I wanted to make a difference.
The path to our own children’s home
We started a fundraising campaign and collected almost 3 million rand (approx. 150,000 euros) by October 2023. For over a year, I searched for a building site in Langa together with the municipal property management department. But all the plots had drawbacks – they were illegally used, too small or unsuitable.
Finally, a church offered us its grounds. The city mediated, and verbal agreement was given. But when we received the written agreement back, the church suddenly demanded that we also renovate its buildings and construct a multi-purpose hall – that was the low point.
We changed our minds: instead of building, we looked for an existing house. Two local real estate experts helped us, and after several more months we found a suitable property. It was transferred to us in December 2023 and renovated and expanded in February/March 2024.
The setback
When we wanted to inform the operator of the original home about the move, she suddenly refused – even though she had previously been enthusiastic. Social workers, the ‘chancellor’ of Langa and representatives of other aid organisations were also turned away. It turned out that the home apparently served less the children than the financial interests of the operator and her associates – tourists were often generous with donations in view of the misery.
We learned that the home had never been officially registered. Social workers confirmed that they now want to arrange for the old house to be closed – but whether that will actually happen remains to be seen.
A new beginning
Despite everything, we continued. Together with local women, we founded a new, professionally run children’s home. It is officially registered, run by two qualified women – and works closely with social workers. Three former helpers from the old home, who were bullied out of their jobs there, are now part of the new team. A total of eight women now work for and in the home.
Our home aims to provide children referred to us by the authorities with a safe home – with care, warmth and prospects for the future.